Eigentlich wollte ich diesen Beitrag
„DesMenschenFreundDesMenschenFeind“ nennen, aber ich weiß, dass ich unter
diesem Aspekt schon einen Blog verfasst habe und ich finde, dass mit diesem
Titel mein Anliegen zu der Sache besser transportiert wird.
ich stelle auch an dieser Stelle noch einmal klar, dass dieser Post keine von mir gesetzten Links enthält. Sollten dennoch irgendwelche Worte im Text unterstrichen erscheinen, sind sie von anderer Seite eingefügt und wollen Werbemaßnahmen unserer Konsumtempel unterstützen. Michael Lamprecht.
Geistige Klarheit
Es bedarf meiner Ansicht nach einer gewissen
Klarheit im Geist, um die Geister und deren Wirkung zu unterscheiden. Welchen
Geist ich in „mein Haus“ lasse, kann ich frei entscheiden. Doch welche Wirkung
die Anwesenheit dieses Geistes bei mir verursacht, stelle ich meist erst dann
fest, wenn ich mit diesem Geist direkt konfrontiert bin. Es braucht also eine
gewisse Erfahrung mit den Geistern dieser Welt.
Der Mensch sieht sie nicht, aber ihre Präsenz wirkt sich
unmittelbar auf das Verhalten des von diesem Geist besuchten Menschen aus. Ich formuliere das bewusst vorsichtig. Ich hätte auch sagen können „besetzt“,
oder gar „besessen“. Aber diese Zustände sind schon etwas
fortgeschritten in ihrer Art und bedürfen dann wiederum einer besonderen Art
der Behandlung, wenn der Betroffene diese Geister wieder loswerden möchte.
Es gibt meiner Erfahrung nach gute Geister und
dann, wiederum vorsichtig ausgedrückt, unerlöste Geister,
welche einen Menschen besuchen können und von seinem Geist Besitz ergreifen
können.
Mit meinem Einlass auf die Gegenwart dieser Energien, gehe
ich quasi einen Pakt ein und unmittelbar darauf folgt dann auch das Gefühl, was
die Präsenz dieses Geistes in meinem Haus auslöst.
Ich will das einmal ganz praktisch an einem Beispiel
schildern.
Vor vier Tagen saß mein Sohn vor meiner Wohnungstür. Ich
erkannte ihn zuerst fast nicht wieder. Ich hatte ihn drei Jahre nicht mehr
gesehen. Er wohnt in meiner damaligen Heimat am Bodensee. Was ich nicht wusste,
oder nur ahnen konnte, war, dass er wieder fast dieselben Probleme mitbrachte,
mit welchen ich ihn 2001 nach Berlin geholt hatte. Und wieder stellte ich nach
drei Tagen, an welchen er hier war, fest, dass es mich von Neuem erschreckt
hat, ihn in einem solch desolaten Zustand zu sehen.
Dieses Gefühl des
Erschreckens wahrzunehmen und auszudrücken, finde ich so wichtig, weil das
genau das Problem beschreibt, weshalb ich bisher keinen Zugang zu meinem Sohn
gefunden hatte.
Diese Klarheit, zu erkennen, dass sein Zustand mich erschreckt,
erlaubt mir jetzt, anders damit umzugehen. Der Geist des Schreckens ist
gewichen. Aber vorher musste ich ihn zuerst erkennen. Das bedeutet jetzt nicht,
dass dadurch alle Probleme, welche er zusätzlich mitgebracht hat, auf
einen Schlag gelöst seien. Doch eines weiß ich, wenn ich erkannt habe, bin ich
auf dem Boden der Tatsache angekommen, auf dem Grund.
Erst jetzt habe ich
wirklich das Gefühl, wieder handlungsfähig zu sein. Vorher fühlte ich mich
ohnmächtig. Das bewirkt die Klarheit des Geistes. Sie schafft den Nebel
beiseite, welcher eine Angelegenheit so undurchsichtig macht und einem ein
Gefühl von Ohnmacht gibt.
Herzenswärme
Herzenswärme ist gerade heutzutage keine Selbstver-ständlichkeit.
In einem Bruchteil von Sekunden kann ein Signal, was
ich zum Beispiel über das Medium Computer empfange darüber entscheiden, ob ich
einer Aussage eines Menschen Vertrauen schenke, oder ob ich seine Botschaft und
damit (leider) oft verbunden auch den ganzen Menschen, annehme, oder ob ich
sein Angebot verwerfe und meine Tür zu mache.
Was ich dabei meist übersehe,
ist, dass in jeder Botschaft auch eine Chance steckt, welche mein Leben auf
irgendeine Weise bereichern würde, nähme ich mir nur die Zeit dazu, zuzuhören.
Die Herzenswärme ist eine Lebensenergie, welche mich einerseits schützt und mir
selbst genügend Wärme verschafft, mich frei bewegen zu können und andererseits
mich offen hält, mir Raum zum Atmen und Spielraum verschafft.
Wie oft erlebe
ich mich verschlossen, erstarrt und in einer Haltung verharrend, welche gerade
das Gegenteil bewirkt und mir und anderen das Leben schwer macht.
Herzenswärme macht leicht. Nicht leichtsinnig, aber
be- schwingt, wagemutig, interessiert und zugewandt, offen und mutig, es auch
nach Enttäuschungen immer wieder zu probieren. Meist fragt diese Energie nicht
nach dem Nutzen. Sie ist einfach da, ohne Bedingungen zu stellen. Ja, sie
spendet Leben, sie inspiriert und verwandelt. Und letztlich gibt der, welcher
sie ausstrahlt, seinem und seines Nächsten Leben einen Sinn.
In der Sinnhaftigkeit,
diese Energie weiterzugeben, steckt der Sinn des Lebens, die Freude, am Fest des
Lebens teilhaben und teilgeben zu dürfen.
Ein Mensch, welcher Herzenswärme ausstrahlt, wirkt nicht
verwirrt. Sein Blick ist offen und seine Augen strahlen etwas von dem Licht
wider, was in ihm selbst Platz gegriffen und von der Freude erfüllt ist, welche
einem Menschen zuteil wird, der im Grunde seines Herzens angekommen ist.
Wie geschieht das? Offenbar hat es dieser Mensch geschafft,
Geister in sein Haus zu lassen, welche mit ihm diese Freude teilen, ihn
anstecken, ihn begeistern und ihn zu einer Quelle von Freude werden lassen.
Doch was geschieht im Moment einer Bedrohung? Dieser Mensch
wird für einen Moment entrückt.
Er bekommt einen Weg gezeigt, sein scheinbares Gefängnis
verlassen und seine Unmöglichkeit, der Situation angemessen begegnen zu können,
überwinden zu können. Es ist ein über sich selbst hinauswachsen, was hier
durch Herzenswärme möglich wird. Eigentlich kann sich kein Mensch dieser
Herzenswärme verweigern.
Doch gibt es Kräfte, welche gerade diese Befreiung
verhindern können.
Dann prallen alle Versuche, den Menschen erreichen und ihm
helfen zu wollen, bei ihm ab und er bleibt in seiner Einsamkeit, in seiner
Verzweiflung, in seinen Sorgen, in seinem Neid und diese Trauergeister scheinen
nicht weichen zu wollen. Meist braucht es dann ein Mehr an Energie, welche
imstande ist, diese bösen Geister zu vertreiben.
Wachstum braucht Begleitung. In jedem Stadium unseres Lebens
sind für Wachstum und Entwicklung Begleiter notwendig. Warum? Weil der Zustand,
über gerade dieser Situation zu stehen, vorher noch nie gefühlt wurde.
„Ich kann das nicht.“ „Ich bin zu schwach“. „Das habe ich noch nie geschafft.“,
sind meist Sätze, welche dieses Gefühl der Unterlegenheit, was diese Menschen
lähmt, begleiten.
Eine bleierne Schwere, wie von unsichtbarer Hand ausgeteilt,
scheint sich über Menschen mit diesem Mangel an Selbstvertrauen zu ergießen.
Dabei hoffen sie insgeheim doch auf Hilfe. Ist es Stolz, oder Trübsal, welche dann
alles verdunkelt? Nur herzliches Verstehen und Annehmen dieser Hilflosigkeit
und die Energie der Herzenswärme vermag die Not zu lindern und da noch etwas
auszurichten.
Ich denke, wir alle kennen solche Situationen in unserem
Leben und sind dankbar, wenn gerade dann uns jemand begegnet, welcher sich
diese Herzenswärme bewahren konnte.
Ich bin ein Kind der Nachkriegszeit und weiß, welchen
spirituellen Schaden der zweite Weltkrieg angerichtet hat. Die Zeit danach war
mit Vorwürfen gepflastert: „Tu dies nicht!“, „sag das ja nicht!“, „was fällt
dir ein?“. Meine Tage waren mit Kontrolle, Argwohn, Verboten und Maßregelungen
durch meine Eltern angefüllt. Unfreiheit und übermäßige Kontrolle führen und begleiten einen
Menschen nicht und führen ihn nicht zu dem Bild, welches sich Gott von diesem
Menschen gemacht hat; wenn ich das einmal so, wie Anselm Grün das in seinen
Büchern ausdrückt, sagen darf. Sich aus solch einer Konditionierung befreien zu
dürfen, empfinde ich heute als großes Geschenk und es erfüllt mein Herz mit
übergroßer Freude und Dankbarkeit. Die Vergebung zu spüren und sich aus diesen
Fesseln lösen zu können, ist eine Erfüllung einer Sehnsucht und ein
Erhörtwerden eines lang gehegten Wunsches, der das Herz wieder höher schlagen
lässt und eine Bereitschaft auslöst, dieses Feuer nie wieder ausgehen lassen zu
wollen.
In dieser Herzenswärme schmilzt aller Groll, aller Frust und
die Schmerzen, welche ein solches Leben bereitet hat, beginnen sich aufzulösen.
Warum? Weil da jemand ist. Ein Begleiter, einer, der versteht, der selbst
einmal in dieser Situation war und daraus „gerettet“ wurde.
Das bedeutet nicht, dass mir alles erspart bleibt. Aber
unter der Zuversicht dieses Menschen kann meine Zuversicht wachsen, kann ich
wieder lernen, den Blick anzuheben, aufzuschauen, aufzuatmen und mir eine
Position zu verschaffen, an welcher mehr Licht herrscht, als an der, in welcher
ich mich zuvor befand.
Und so stellt sich in dieser Haltung auch eine Sicht auf ein
Ziel ein, welches es sich lohnt anzusteuern, es zu verfolgen und nicht
nachzulassen; ohne dass ich Gewalt anwenden müsste, mir wieder Geister ins Haus
dringen, welche mir Schwachheiten einredeten, oder mich dazu verführen wollten,
andere Menschen vom richtigen Weg abzubringen. Ich befinde mich in einem neuen
Verständnis von Leben und kann danach auch anderen Menschen helfen, ihren
eigenen Weg zu finden.